Geschichtsprojekt Sterbebilder

Projektverlauf

 ▶  Geburtsstunde

Gezündet hat der Funke bei der Beschäftigung mit Napoleon. Dass der kleine Korse auch in Regensburg eine Schlacht geschlagen hat (und sich dabei verletzte, das nur nebenbei), war eine Sache. Dass noch Kriegerdenkmäler von den bayerischen Soldaten berichten, die unter Napoleon gefallen sind, war eine andere.

Kriegerdenkmäler gibt es auch bei uns - denken wir nur an das für den Krieg von 1871, das in Vohenstrauß auf dem Marktplatz steht. In jedem Ort, mag er noch so klein sein, mag er sich in Deutschland, Frankreich, England oder in einem anderen Land, das in die großen Kriege des letzten Jahrhunderts verwickelt war, befinden - überall, in jedem Winkel Europas möchte man fast sagen, steht ein Kriegerdenkmal, das die Gefallenen und manchmal auch die Vermissten der Weltkriege verzeichnet.

Warum gibt es diese Gedenksteine?
Die Antwort liegt auf der Hand. Damit man sich der Männer erinnert, Überall haben Kinder um die Väter, Mütter um die Söhne, Frauen um ihre Männer geweint. Bewahren diese Steine nun die Erinnerung an die Toten? Wer erinnert sich denn noch? Wie sahen die Männer aus? Wo sind sie gefallen? Wie alt waren sie? Weiß man, welchen Beruf sie ausgeübt haben? Diese Fragen brachen sturzbachartig herein, als die ersten Schülerinnen und Schüler Fotos von den Denkmälern ihres Heimatortes mitbrachten.

Dem könne man doch einmal nachgehen - und das taten wir dann auch. Eine Projektidee war geboren. Wir begannen Schritt für Schritt damit, den Gefallenen der Weltkriege ein Gesicht zu geben. Lehrbuchartig hat das Projekt sich entfaltet.

 ▶  Das Projekt startet

Im Schuljahr 2014/15 hatten neun Buben einer achten Klasse die Idee, die Kriegerdenkmäler ihrer Heimatgemeinde zu fotografieren. Da in der Klasse Schüler aus 15 verschiedenen Orten stammten, kam spontan eine erstaunliche Anzahl von Denkmälern zusammen. Die Gruppe war sich einig, das sollte weiter verfolgt werden.



 ▶  Sammeln

Im Schuljahr 2015/16 sammelten die Schüler per Rundschreiben in unserer Schulfamilie Fotos/ Daten/ Sterbebilder der Gefallenen. Wir bekamen sehr viele Informationen.



 ▶  Der Bestand wächst

Die Bilder wurden dann eingescannt (was sich durchaus als Herausforderung darstellte, Stichwort "Moiré-Effekt") und die Gefallen wurden tabellarisch erfasst. Die Tabelle wurde lang und länger - und die Betroffenheit über die große Anzahl der Gefallenen in unserer Gegend wuchs.


 ▶  Die Grabstätten-Suche

Im nächsten Schritt ging es darum, herauszufinden, was man im Internet über die Gefallenen noch herausfinden kann. Manche Gefallene wurden sogar bestattet, es gibt eine Grabstätte für sie - in Belgien, Frankreich, Griechenland oder Weißrussland zum Beispiel. Wir machten uns also auf die Suche nach solchen Informationen.



 ▶  Wie präsentieren?

Jetzt war die Frage, wie man die Ergebnisse präsentieren sollte. Im Moment war jeder Gefallene ein "Datensatz", das fanden alle ganz erbärmlich und deprimierend. Sollte man eine Ausstellung gestalten? Das war schon deswegen nicht ganz das, was der Gruppe vorschwebte, weil es sich ja um die verschiedensten Orte handelte. Wie erreichte man die Menschen, die es betraf? Die ihre Bilder abgegeben hatten?

Herr Dr. Meier wurde angefragt - wenn jemand eine digitale Idee haben konnte, dann er. Von ihm stammte dann auch der Vorschlag, eine Homepage zu gestalten, wie die jetzt von Ihnen angeklickte. Und zur allgemeinen Freude programmierte er ebenjene Seite auch gleich selbst.

 ▶  Optimierungsphase

Im Schuljahr 2016/17 machten sich zwei Schülerinnen daran, die Tabelle zu optimieren. Andere Schüler entfernten alle nationalsozialistischen Abzeichen von den Bildern.

Dabei handelt es sich nicht um Verfälschung der Vergangenheit, sondern um ein juristisches Problem: Wir sind keine Rechtsanwälte und wissen nicht, wie es sich juristisch der digitalen Abbildung nationalsozialistischer Symbole verhält. Natürlich haben die Männer, die man auf den Bildern sieht, die Abzeichen deswegen getragen, weil diese damals offizielle Staatsymbole waren.

Auch wenn sie Gegner des Nationalsozialismus gewesen sein mögen, mussten sie für diesen Staat in den Krieg ziehen. Und sie haben für die Großmannssucht der damaligen Zeit ihr Leben verloren - die Anzahl der vom Nationalsozialismus gestohlenen Lebensjahre ist gigantisch und erschütternd.